Gestern habe ich Sport1 eingeschaltet, weil ich das entscheidende Basketballfinalspiel um die deutsche Meisterschaft mir anschauen wollte. Kam zumindest nicht auf dem Sender. Wurde über die sog. Europaspiele in Baku berichtet. Live und auch zeitversetzt. Dann lief bald ein Bericht über die sog. Rhythmische Sportgymnastik...
Neben wohl dem Synchronschwimmen die einzige Sportart, die nur von Frauen ausgeübt wird (allein das schon mehr oder weniger ein Skandal, wenn man weiß, dass sämtliche "männlichen" Domänen purzeln). Auf wikipedia (deutsch und englisch) fielen mir zwei Sätze besonders auf, in den jeweiligen Artikeln über die Rhythmische Sportgymnastik:
Zitat
"Men's RG is not currently recognized by the FIG."
Zweitens, die FIG (Fédération Internationale de Gymnastique bzw. in manchen Kreisen der Weltturnverband) scheint wohl auch an der Aufrechterhaltung des "Verbotes" interessiert zu sein (meine bescheidene These), dieser Gedanke kam mir zumindest, nachdem ich etwas über die Kleidung, die auch vom FIG reglementiert wird, nachgedacht hatte:
Zitat
"Bekleidung
Gymnastikanzüge müssen laut dem Code of Points enganliegend sein und dürfen mit oder ohne Ärmel und kurzem Rock getragen werden. Auch Strumpfhosen sind erlaubt."
Kleidung, die den Körper betont, Röcke oder gar Strumpfhosen, fallen wohl nicht darunter, was der gemeine (Sports-)Mann zu tragen hat. Besonders augenfällig finde ich den Eiskunstlauf. Ob es in letzterer Sportart auch Reglementierungen gibt, die Männer einerseits und Frauen andererseits reglementieren bzw. sexistisch einschränken, da unterschiedliche Regelungen?
Und siehe da, wikipedia in deutscher Sprache schreibt:
Zitat
"Bei der Kür sollten die Damen einen Rock und Männer eine lange Hose tragen. Hosen sind bei den Damen erst seit der Saison 2004/2005 zugelassen."
Weil momentan die Fußball-WM der Frauen in Kanada läuft, gibt es mittlerweile auch wieder so einige Grundsatzartikel über den von Frauen gespielten Ball, wie zum Beispiel folgenden:
http://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/frauenfussball-wm/deutsches-team/frauenfussball-ist-nur-bei-wm-und-em-bei-fans-beliebt-13656943.html
Bei den Kommentaren hierzu gab es unter anderem den folgenden Kommentar und dazu die Replik eines anderen (ich habe sie sprachlich mal korrigiert):
Zitat
"Ich fürchte, dass Rhythmische Sportgymnastik für Männer unter ähnlichen Problemen leiden würde."
Zitat
"Exakt so ist es. Mutig von Ihnen, dies hier zu schreiben, denn damit offenbaren Sie Ihre Intoleranz und Diskriminierung gegenüber den Frauen, die einen Ball mit Füßen treten und den Männern, die ihren Körper grazil-engelhaft bewegen wollen. Seien Sie froh, dass Sie das nicht twittern, sonst wären Sie in zehn Stunden arbeitslos, weil ein Shitstorm der Ritter_Innen des Gerechten über Sie und eben Ihren Job hinweggefegt hätte."
Über den Shitstorm sag ich mal nichts, das „Grazil-Engelhafte“ möchte ich jetzt mehr hervorheben, und damit zu einigen Beiträgen hier eine Brücke schlagen, zumal dies die Grundproblematik hier zu sein scheint, was insbesondere die modische Freiheit für den Mann betrifft. Anders gesagt: "Grazil-Engelhaftes" am Mann wird oft als "Frontalangriff auf das hegemoniale Männlichkeitsbild" interpretiert.
Gruß, Asterix
P.S. An dieser Stelle finde ich es auch interessant, dass die gezeigte RG-Gruppe aus "Deutschland" fast ausschließlich ostslawische Namen trug, was auch gewisse Rückschlüsse auf das "Frauenbild" von Einwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion gibt. Sie wurden nur Vierte...wen wundert's, die Mann- bzw. Frauschaften auf Platz Eins und Zwei kommen aus Rossija und Ukrajina...