Modebeweggründe für Frauen und Männer, oder Sexualität und Mode, oder Emanzipation und ModeDazu hatten wir hier im Forum bereits Klärungsversuche gestartet:
Frauenmode und Emanzipation, oder für wen kleiden sich Frauen?https://fashion-freestyle.forumieren.de/t279-frauenmode-und-emanzipation-oder-fur-wen-kleiden-sich-frauenHerrenmode und Emanzipation, oder für wen kleiden sich Männer?https://fashion-freestyle.forumieren.de/t280-herrenmode-und-emanzipation-oder-fur-wen-kleiden-sich-mannerEine abschließende Erkenntnis konnten wir daraus natürlich nicht gewinnen und das ist durchaus gut so.
Ein Thema wird bei derartigen Fragen in Frauenmodezeitschriften und in Männerzeitschriften sowieso meist unzureichend behandelt. Nämlich Sexualität und Mode als gesellschaftliches Rollenverständnis für Frauen und Männer. Dabei ist gerade dieses ein zentrales Thema?
Ich versuche diesem Thema nachfolgend aus meiner persönlichen Sicht etwas Struktur zu geben:
A) Mode und sexueller FetischismusFetischismus beschreibt eine Sexualpräferenz und kann auch eine oder mehrere Vorlieben umschreiben. Er ist m.M.n. Bestandteil einer völlig normalen Sexualität als Bereicherung und zwar für Frauen und Männer gleichermaßen. Ich verstehe „Fetisch“ also in der Regel als eine legitime und geschlechtsübergreifende - gleichberechtigte - sexuelle Spielart.
Wenn ich richtig informiert bin, dann können Fetische u.a. Kleidungsstücke, Material, Sexspielzeug (z.B. Fibratoren), oder sogar Körperteile (z.B. Busen) sein.
Seltsamerweise ist das Wort „Fetischismus“ aber negativ besetzt. Und zwar insbesondere für Männer.
Beispiel:
Würde eine Frau ausschließlich aus antörnenden Fetischgründen für sich persönlich gerne Satinunterwäsche beim Sex tragen, würde ein Mann vermutlich kurz vor dem Sex nicht auf die Idee kommen, diese Beweggründe in einer stundenlangen Diskussion zu hinterfragen. Umgekehrt wäre das aber wohl eher gegeben?
Dieses Beispiel soll verdeutlichen, dass Frauen heutzutage jeglichen Fetisch problemlos auch in der Öffentlichkeit ausleben können. Egal ob diese Mädels für sich sexuell antönend nun auf Kleidungsstücke wie HighHeels/Overknees/Nylons/Herrenkleidung und -wäsche, oder Materialien wie z.B. Satin/Lack/Leder stehen.
Damit wird klar, dass sich Frauen auch im Bereich „Fetisch“ ein erfülltes Sexualleben verschaffen können, da sie sexuelle Wünsche und Bedürfnisse auch in diesen subtilen Feinheiten im Intim- und Öffentlichkeitsbereich erfüllt und befriedigt bekommen. Sie müssen sich dazu nicht einmal näher äußern. Es ist zur Normalität geworden.
Bei Männern wird bei „Fetisch“ hingegen, gleich in welcher Form, sofort von einer therapiebedürftigen Behandlung gesprochen.
Netterweise wird in manchen Frauenzeitschriften von einer Fantasielosigkeit der Männer beim Sex gesprochen, die sich angeblich nur auf eine „Rein-, Rausbefriedigung“ beschränkt.
Wo bleibt eigentlich die „Fantasie der Frauen“, die die „Fantasie der Männer“ auch beim Sex zulässt? Es fällt vielen Frauen scheinbar schwer, Toleranz und Respekt für die
Wünsche, die Bedürfnisse und eben der Fantasie ihrer Männer aufzubringen. Männer sollen weiterhin so handeln, wie Frauen das für sich egoistisch wollen.
B) Mode und Sexualität für Frauen und MännerEs dürfte unbestreitbar sein, dass Mode ein Paradies in Vielfältigkeit und Schönheit für erotische Feinschmecker/innen zeigt.
Frauen nutzen heute sämtliche modischen Gestaltungsmöglichkeiten zur grenzenlosen Bereicherung ihres persönlichen erotischen und sinnlichen Vergnügens.
Mädels können sich in ihrer Kleidung z.B. in einer unfassbaren Vielfalt an weichen, bunten und fließenden Stoffen, als auch anderen Materialien, ausstatten, die durch aufregende und sexy Schnitte zu einem interessanten und erotischen Blickfang werden. Gleichzeitig können sie sich zu jeder Stimmung und Gelegenheit passend einkleiden.
Damenmode leistet für diese einen angenehmen Beitrag um das emotionale Befinden einer Frau privat und öffentlich positiv zu beeinflussen und dass manche Stimmungen durch ein entsprechendes Outfit intensiver und genussvoller erlebt werden.
Obendrein wirkt sich also der freie und unbeschwerte Umgang mit Erotik und Mode auch positiv auf das persönliche Wohlbefinden aus. Und zwar nicht nur bei Frauen, sondern selbstverständlich auch bei Männern.
Doch ausgerechnet diesen wunderschönen Spielplatz der Mode und die damit verbundene freie Entfaltung der Lust und Phantasie wollen Frauen offenbar für sich alleine beanspruchen.
Frauen gehen viel unbekümmerter mit Fetisch, Sex und Erotik um, als Männer.
Und bei diesem Entfaltungsbereich können sich die Männer noch sehr viel von den Frauen abschauen.
Von der Frauenwelt wird bei Männern also die Einhaltung einer schlichten, farblosen und eher funktionalen und robusten Kleidervorschrift erwartet. Der Blaumann ( egal, ob nun der blaue Arbeiteroverall, oder der blaue Nadelstreifenanzug ) degradiert den Mann lediglich zum gesellschaftlichen, vorzeigbaren Geldbeschaffer ohne Eigenansprüche.
Der Mann soll für Frauen gesellschaftlich etwas darstellen, damit eine Frau zu ihm aufschauen kann? Nein, eher umgekehrt, denn jede Frau erwartet von einem Mann, dass er hält, was sie sich von ihm, insbesondere für ihr gesellschaftliches Ansehen, verspricht. Dann aber blickt sie heutzutage nicht mehr hinauf, sondern sogar milde lächelnd herab?
C) Emanzipation in der Mode für Frauen und MännernFrauen behandeln das Thema „Mode“, als wäre dieses nur ihr unbegrenzter Spielplatz für ihr persönliches, unantastbares, weibliches Monopol.
Sie verteidigen beharrlich ihre sexistischen Eskalationen, die sie in Form von provozierender, fetischistischer und exhibitionistischer Erotik, ungeniert sogar in der Öffentlichkeit problemlos ausleben können.
Frauen erwarten, trotz einer bereits gegebenen Frauenemanzipation, dass Männer weiterhin so funktionieren, wie sie es seit Generationen erwarten durften. Das erinnert mich an ein feministisches Rosinenpicken.
Gerade deshalb dürfte der Geschlechterkonflikt (auch in Partnerschafts-Problemen) m.M.n. zunehmen. Denn Rücksicht, Nachsicht, Toleranz, Respekt, Verständnis usw. fordern Frauen nach wie vor zwar gegenüber Männern ein, gestehen dieses umgekehrt den Männern aber nicht zu.
Gemeinsame Konfliktbewältigung für die Anliegen der Männer scheint für viele Frauen völlig unattraktiv zu sein. Denn in unserer Therapie- und Wegwerfgesellschaft, hat die persönliche Selbstverwirklichung und die freie Entfaltung des individuellen weiblichen Egoismus, einen viel höheren Stellenwert als die Bereitschaft zu anständigen und versöhnlichen Kompromissen der Mädels gegenüber den Jungs offenbar zunehmend Raum gewonnen zu haben?
Die Außenwirkung eines Mannes bleibt für Frauen also im Vordergrund? Der Mann in seiner Außenwirkung als Attribut weiblicher Überlegenheit im gesellschaftlichen Konsens?
Jedenfalls scheinen die Grenzen der weiblichen Toleranz/Akzeptanz, wenn es um Männer und deren Interessen geht, nicht gerade großräumig entwickelt und ausgeprägt zu sein. Insbesondere in der Männermode.
Die weiblichen Emanzipationsbewegungen hatten und haben das Ziel Traditionen männlicher Vorherrschaft niederzureißen und zu zerstören. Das ist den Frauen ja auch in nahezu allen Bereichen des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens gelungen.
Heute ist die Mode zweifellos noch fest in Frauenhänden.
Und diesen Spielplatz verteidigen Frauen gegen das Eindringen der Männer. Das zeigt sich immer wieder in irgendwelchen Frauenmodeblogs.
Wesentlich erscheint mir, dass diese Frauen-Bastionen zunehmend unter dem Ansturm moderner, gleichberechtigter und eMANNzipierter Männer zu wackeln beginnen.
Wir Männer wollen nichts anderes, als eine gemeinsame gleichberechtigte Gesellschaft, in der es keine Abgrenzungen von Männer- und Frauen- Bastionen gibt.
Der Lebensraum der Frauen ist keinesfalls offen für Männer und der Lebensraum der Männer hingegen ohnehin schon offen für die freie Selbstverwirklichung der Frauen.
Gleiche Rechte, gleiche Pflichten und gleiche Möglichkeiten also für alle.
Nach und nach werden auch die Frauen-Domänen unter dem Druck der Männer zusammenbrechen und der Lebensraum der Frauen wird sich zunehmend auch für die Männer öffnen müssen. Moderne, aufgeschlossene und eMANNzipierte Männer akzeptieren es nicht mehr länger, dass ihr eigener männlicher Lebensraum inzwischen vollständig von den Frauen "invasionsartig" enteignet wurde und dass die Frauen obendrein, so paradox es sich anhört, von den Männern erwarten, dass sie die Lebensräume der Frauen beschützen, respektieren und verteidigen.
Weibliche Lebensräume, z.B. in der Mode können eine wertvolle Bereicherung auch für Männer sein. Die daraus gewonnenen Erfahrungen sind eine Erweiterung der persönlichen Ich-Mann-Erfahrung und sicherlich auch für Partnerschaften für gegenseitig mehr Verständnis förderlich.
In der Welt der Frauen erleben Männer ein neues Spektrum für Selbstverwirklichung und Persönlichkeitsentfaltung.
Frauen fordern seit Jahrzehnten Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und das Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung. Nun sind wir Männer dran und zwar gerade deshalb, da Frauen mit einer eMANNzipation gar nicht gerechnet hatten.
Jetzt hätten Frauen die einmalige Chance zu beweisen wie ehrlich sie es mit ihren Sprüchen nach Toleranz, Respekt, Gleichbereichtigung, freier Selbstbestimmung, freier Persönlichkeitsentfaltung auch für Männer tatsächlich meinen. Emanzipation kann keine Einbahnstrasse sein.
Feministinnen haben das Prinzip der Gleichberechtigung klar definiert, gleiche Rechte und gleiche Möglichkeiten für alle.
Es genügt nicht, dass die Frauen immer nur dann Gleichberechtigung fordern, wenn es um ihre eigenen, persönlichen Vorteile geht.
Zurück zur Modevielfalt:Aus meiner Sicht ist es für Männer heute geradezu eine Pflicht den Mut zu haben und sich auf dem Spielplatz der Frauen ebenso selbstbewusst auszubreiten, wie Frauen sich umgekehrt in den Männer-Bastionen seit zig Jahren ausbreiten.
Nur dann, und nur dann werden die Männer einen unvorstellbaren Reichtum an neuen, interessanten und aufregenden Entfaltungsmöglichkeiten finden, mit denen sie ihr privates,
berufliches und auch ihr schöpferisches Modeleben erfüllend bereichern können.
Ganz besonders bei der Mode haben sich die Männer bisher völlig zurückgehalten.
Ein Kleid oder ein Rock ist nichts anders als ein Kleidungsstück, und ein Kleidungsstück kann doch nicht das Monopol eines Geschlechtes sein. Also weder Rock noch Hose.
Nur weil aus bisheriger Tradition überwiegend Frauen Kleider, Röcke, oder Seidenstrümpfe tragen, heißt das noch lange nicht, dass z.B. Kleider, Röcke und Seidenstrümpfe deswegen ausschließlich "Frauensache" sind und bleiben müssen.
Waren Hosen in grauer Vorzeit ein Monopol der Männer und hatten sich die Frauen dann daran bis heute gehalten? Eben nicht, wie bei sämtlicher anderer Männerkleidung.
Kleider, Röcke, Strapse, Mieder, Heels sind ebenso wie Hosen, Hemden, Schuhe, Anzüge oder Jacken – was auch immer - für Frauen Kleidungsstücke für "Jedefrau".
Gerade aus den Lebensräumen der Frauen könnten wir Männer viele neue und wertvolle Anregungen erfahren, um unsere eigene Persönlichkeit zu reformieren, zu vervollständigen. und um uns in unserer männlichen Ganzheit nunmehr neu zu „eMANNzipieren“.
Zum Beispiel kann ein „geiler“ Lederrock (nur als ein Beispiel für Material und Stil gemeint) m.A.n. nicht nur bei einer Frau sehr attraktiv aussehen, sondern auch ein Mann wird darin zu einer interessanten und aufregenden Erscheinung. Ob nun Frau oder Mann können sich damit prächtig Wohlfühlen. Der Frau ist das gestattet dem Mann nicht, da er in Richtung Fetisch und Homosexualität verschoben wird?
Ähnlich könnte das aufgefasst werden, wenn ein Mann an einem sonnigen
Sommertag ein luftiges Sommerkleid trägt, oder abends beim Ausgehen ein Hochgeschlitztes Abendkleid mit Strapsen darunter und armlangen Seidenhandschuhen tragen würde. Vielleicht ist es nur ungewohnt, weil es nicht mit dem gewohnten traditionellen Männerbild übereinstimmt?
OkOk… letzteres wäre auch nicht Meines. Dient aber zu einer Klärung durchaus.
Der grenzenlose Spielplatz der Mode bietet jedenfalls nicht nur den Frauen, sondern selbstverständlich auch den Männer die Möglichkeit, erotische Phantasie und männliche Kreativität zu verbinden und sich lustvoll an der eigenen erotischen Schönheit zu erfreuen.
Ein geiler Minirock und aufregende Strumpfhosen lösen selbstverständlich auch bei vielen Männern ein viel erotischeres Körpergefühl aus, als Jeans und T-Shirt, oder Anzug und Krawatte.
D) Androgyne Männermode, androgyne Male-Models Mein Nickname „Androgyn“ war nur zufällig seinerzeit so gewählt. Es hatte nichts damit zu tun, dass „Androgynität“ eben erst jüngst an einer modisch männlichen Attraktivität gewinnt.
Und zwar eben auch nicht in Richtung Homo- , oder Bisexualität, sondern Heterosexualität.
Es geht beim Thema „Androgyn“ vielmehr um ein aufregendes Gefühl, neue und phantasievolle Ideen in eine bis dato starre Männermodewelt zu produziert. Dazu mag analog der Damenmode ein Vergnügen an einer evt. sogar kreativen erotischen Gestaltung des männlichen Körpers über Outfit angedacht sein.
Also völlig neue phantasievolle Ideen zu produzieren.
Gerade das Malemodel/Männermodel Andrej Pejic, oder der Sänger Mana Sama aus der Visual Kei Szene in der männliche Musiker und Fans eine „weibliche Mode“ tragen, eine völlig zeigen das besonders auf. Also eine Art Übertreibung als Verdeutlichung.
Aus meiner Sicht sollte „Mode“ Männern und Frauen die Möglichkeit bieten ihre Individualität so auszudrücken und zu präsentieren, wie es ihrem persönlichen Ich-Gefühl entspricht.
Gleichberechtigung und Gleichstellung von Männern und Frauen heißt daher auch, dass alle Variationen die die Mode bietet, sowohl von Männern wie auch von Frauen als Teil der individuellen freien Selbstbestimmung in Anspruch genommen werden kann.
Freie Auswahl einer Kleidung ist im Hinblick auf das Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung eine Errungenschaft unserer "emanzipierten" demokratischen Gesellschaft. Aber bitte nicht nur für das weibliche Geschlecht.
Letztlich sagen beide, Andrej und Mana, in Interview´s aus, dass sie die Frauenmode lediglich zur Verwirklichung ihres Modeanspruches nutzen. Unbekannt ist die sexuelle Ausrichtung dieser zwei Extrembeispiele. Fakt dürfte aber sein, dass sich die von diesen beiden Herren getragene Männermode kaum so durchsetzen ließe. Und zwar schon deshalb nicht, da selbst ein simpler Männerrock offenbar nur erschwert einen Durchbruch hat.
E) ErgebnisDie Frage ist, was sich angesichts der Mode-eMANNzipation relativ flott umsetzen ließe? Übertreibungen sicherlich nicht. Gemäßigtes schon eher.