Hallo,
Letztes WE war ich zusammen mit Thorsten Neumann (hatte hier mal als Gast einen lengen Beitrag über die Misstände in der Herrenmode geschrieben und ist seitdem aktiv dabei, Ketten anzuschreiben und diese auf das Modedilemma der Männer aufmerksam zu machen) und einer Freundin in Siegen zu einer Shoppingtour.
Besuchte Läden: Pimkie, Tally Weijl, H&M.
Er selbst geht schon seit einem Jahr auch in reine Damenmode-Läden shoppen, und kauft bevorzugt Röhrenjeans und Leggings. Jetzt wollte er passende Oberteile dazu finden. Und er hatte mich zur Shoppingtour eingeladen, da ich selbst ja auch noch einiges suche. Und vor allem wollte er mir zeigen, dass die Verkäuferinnen ganz offen gegenüber Männer sind, welche Kleidung aus der Damenabteilung kaufen/anziehen, und dass man auch gut beraten wird.
Ich war da nämlich erst ein wenig skeptisch.
Doch es stimmt tatsächlich! Man wird als Mann nicht schief angeschaut, im Gegenteil, die Verkäuferinnen nehmen sich wirklich Zeit, und vor allem: die hatten auch Ahnung!
Wir haben beide eine Menge eingekauft; Hotpants, Schlagjeans, Gürtel, Cardigans, T'Shirts, alles Mögliche.
Ein Schnäppchen machte ich bei Pimkie: Eine Hotpants für nur 8 Euro. Und die passte wie angegegossen:)
Thorsten kennt die Verkäuferinnen auch alle schon länger persönlich. Jetzt könnte man sich denken: Die wollen nur Umsatz machen. Aber ich denke eher: Der Kunde ist König. Sonst hätten sie sich wohl nicht soviel Zeit für uns genommen. Denn wir hatten die Umkleiden länger besetzt als Frauen es üblicherweise tun.
Und wir haben wieder etwas dazugelernt. Bei Damenoberteilen eher gerade Shirts mit weniger Auschnitt nehmen. Hüftnah geschnittene Hotpants wirken optisch zu kurz. Bei Damenoberteilen ist ein grosser Auschnitt so geformt, dass die Brüste den vorderen Teil ausfüllen, daher schlabbert es bei uns Männerbrüsten.
Die Verkäufereinnen hatten uns jedenfalls gut beraten, denn zuhause, als wir die Sachen anzogen, sah es jedesmal hervorragend aus.
Aber bei H&H sind wir auch in der Herrenabteilung fündig geworden. Da gibts auch stretchige enge Herren-T'Shirts, und Thorsten hatte eine sehr kurze Jeansjacke im Retrolook der 80ger gefunden.
Alles in allem war die Shoppingtour ein voller Erfolg. Und wir gehen da auch wieder hin, im November. Wenn die Winterkollektionen in den Läden sind.
Und die Freundin, die mit uns auf Tour war, schätzte auch unseren individuellen Modegeschmack sehr. Sie gehört zu den Frauen, welche mit Männern, welche nur Schlabberzeugs oder Anzug tragen, nichts anfangen kann. Sie mag Männer mit individuellem Modestil.
Die Verkäuferinnen berichteten uns, dass wir längst nicht die einzigen Männer sind, die Damenkleidung einkaufen. Sie haben mehrere Kunden, die regelmässig einkaufen. Und wenn Männer nach Röhrenjeans/Leggings fragen, schicke sie sie alle in die Damenabteilungen. Und werden dann auch entsprechend beraten.
Das Fazit aus der ganzen Sache: Frauen sind nicht per se abgeneigt, wenn Männer Kleidung aus der Damenabteilung tragen. Es muss halt nur passen. Frauen haben Ahnung von Mode, da sie ja schon von klein auf mit Mode konfrontiert werden.
Aber soll deswegen Mode nur Frauensache sein. Nein! Das Shoppingerlebnis beweist das Gegenteil.
Die ganzen Annahmen, dass Frauen was dagegen haben, dass Männer sich im Damensortiment bedienen, sollte man deshalb nochmals überdenken. Vieles erscheint mir in einem anderen Licht. Das würde auch damit zusammenpassen, dass sich bisher noch nie eine Frau an meine Kleidung negativ geäussert hatte, im Gegenteil.
Welche Schlussfolgerungen könnte man daraus ziehen? Meiner Ansicht nach: Im Designbereich und in der Industrie sollten mehr Frauen tätig sein. Vielleicht würde sich dann auch in der Herrenmode einiges ändern. Vor allem muss die Industrie erstmal kapieren, was Männer wirklich tragen wollen. Und ich bin der Ansicht, dass Frauen dafür eher eine Antenne haben.
Aber auf jeden Fall: Ich bin inzw. zuversichtlich, dass sich in den folgenden Jahren was ändert. Thorsten jedenfalls hatte sich auch von meinen Outfits inspirieren lassen und trägt im Sommer jetzt auch Hotpants.
Und dank ihm habe ich jetzt auch die Damen-T'Shirts mit den kurzen Flügelärmeln für mich entdeckt. Er hatte auch meine Erfahrung und Beratung geschätzt, da ich ja schon seit 4 Jahren alternative Mode trage.
Und dabei sind wir völlig verschiedene Typen: Ich bin eher der, der modische Eleganz bevorzugt, er ist mehr der trashige Typ (Plateau-Chucks, Röhrenjeans etc...)
Was mal wieder beweist, dass Mode reine Typsache ist. Es muss zum Träger passen.
LG
teerpirat