Deiner Analyse bzw. Deinen Schlussfolgerungen kann ich fast uneingeschränkt zustimmen. Insbesondere zu folgenden Punkten:
- Androgyn schrieb:
Ebenso wenig Ziel führend empfinde ich irgendwelche Fernseh-Redaktionen anzuschreiben und um Ausstrahlung einer persönlichen Einzelmeinung zu bitten. Des Weiteren unergiebig ist m.A.n. irgendwelche Printmedien anzuschreiben.
Weshalb vertrete ich diese Auffassung?
Ganz einfach… Beispiele zur Information:
JEDES Medium will sich selbst verkaufen und steht in Konkurrenz zu den anderen.
Fernsehsender produzieren das Gros ihrer gesendeten Beiträge keinesfalls selbst, sondern kaufen diese bei Interesse von externen Produktionsfirmen ein. Diese externen Produktionsunternehmen erstellen also auf Eigenkosten irgendeinen Fernsehbeitrag und versuchen sodann diesen an den Fernsehsender bei passender Gelegenheit – gemeint ist ein aktuelles öffentlich breites Interesse – zu verkaufen.
Genau. Es wird immer eine bestimmte Zahl von Gegnern und Befürwortern des einen oder anderen Trends geben. Bei Modetrends hat sich die westliche Zivilisation daran seit Jahrhunderten gewöhnt. Und in der Damenmode ist es überall - vielleicht sogar stärker als in früheren Zeiten - sichtbar ...
Gesendet bzw. gedruckt wird, was einer möglichst großen Kundschaft gefällt, was eine möglichst große Neugier oder aber auch was ein möglichst großes Gaffer-Interesse auszulösen verspricht ...
Neue Männermode wird auch in nächster Zunkunft immer wieder das Problem haben, sich vom bloßen Gaffer-Interesse möglichst weit fernzuhalten und eine möglichst große Neugier auszulösen.
Das schließt - auf den ersten Blick - "schockierende" Bilder auf Modeschauen noch nicht einmal aus, denke ich mal. Solche Bilder in der Öffentlichkeit zu produzieren ist aber möglicherweise kontraproduktiv.
Andererseits haben zahlreiche Black-Movement-Umzüge, Christopher-Street-Days etc. in der Vergangenheit gezeigt, dass auch sozial bis dahin ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen durch maximale Öffentlichkeit im Laufe der Zeit durchaus etwas erreichen können, wenn auch nur allmählich ...
- Androgyn schrieb:
Angestellte Redakteure der diversen Medien handeln sowieso nur nach den Vorgaben ihrer Chefredakteure und diese sind analog Weisungsgebunden an deren jeweilige Zielgruppe (Leserschaft/Käufer des jeweiligen Printmediums oder Fernsehsenders) angekettet.
Und wenn ein Chefredakteur annimmt, dass ein Männerrock negativ in einer Frauenmodezeitschrift ankommt, dann wird er den Männerrock sogar unter persönlich anderer Auffassung völlig zerreißen.
Es geht ausschließlich und nur um Geschäft, Absatz, Umsatz, Gewinn etc. und der alljährlicher Steigerung dieser. Edle selbstlose Absichten ohne Gewinnstreben dürfen wir bei niemanden in einer Branche - egal Modewelt oder Medienwelt, oder sonst wo - unterstellen.
Sehe ich auch so, ohne das den dort beschäftigten Menschen jetzt individuell vorwerfen zu wollen. Allerdings sollte man halt nicht erwarten, dass sie sich Randgruppen zuwenden, zumal dann nicht, wenn diese im gesellschaftlichen Ruf stehen, irgendwie "pervers" zu sein. Und jeder sollte sich dabei auch vielleicht in Erinnerung rufen, was er z.B. zu Schwarzen, zu Schwulen, zu Transexuellen etc. schon so alles im Familien-/Bekannten-/Kollegen-Kreis zu hören bekommen hat. Großartig anders ist das Gerede über Männer in Röcken oder "zu femininer" Kleidung oft auch nicht ...
- Androgyn schrieb:
Um realistisch und sinnig zu handeln, müssen wir uns also vorab die Systeme der Medien vor Augen führen und nicht blindwütig weiterhin irgendwelche unfruchtbare Aktionen von Einzelpersonen lostreten, die nur milde in den Chefredaktionen der diversen Medien (Entscheidungsträger) belächelt werden und eher zu Abwehrhaltungen führen.
Was aber wäre dann zu tun?
Richtig - Wir müssen mit Bedacht, Intelligenz und Pragmatik vorgehen.
Wenn weltweit namhafte und weniger namhafte Designer eine neue Männermode etablieren wollen, so kann das dauerhaft bei den Medien nicht ungehört in der Ferne verhallen.
Wenn sich weltweit ein neues soziologisches Rollenbild zwischen Mann und Frau bildet, ebenso nicht.
Es gilt externe namhafte Mitruderer zur Männermode und Gesellschaftssoziologie mit ins Boot zu holen. Erst dann ist ein Medieninteresse in unserem positiven Sinne umsetzbar.
... ja, das mit dem Belächeln bzw. der (auch unausgesprochenen) Abwehr, das man erzeugt, dürfte eines der größten Probleme sein.
Mein Vorschlag dazu lautet: noch offensiver als bisher auf den Aspekt des gender-mainstreaming hinweisen !
Zumal die Kleidungsfrage an sich damit auch allerhand zu tun hat. Nach jahrzehntelangen Gleichberechtigungs-Kampagnen, die sich immer an die Mädchen gerichtet haben (und diese auf die Baustellen, an die Werkbänke und auf die Fußballplätze gebracht haben), wären jetzt vielleicht mal umgekehrte Kampagnen angesagt ...
- Androgyn schrieb:
Meine Zielrichtung ist mithin nicht etwa, dass ich bettelnd bei den Medien nachfrage, sondern das irgendwann umgekehrt geschieht.
Vorsorglich erwähnt: Natürlich ist damit nicht bei mir persönlich gemeint. Sondern bei uns als Gesamtheit.
... ja, das ist als Fernziel natürlich zu wünschen.
Wird aber vermutlich dann nicht passieren, wenn sich immer mal wieder eine Vermischung des Ziels "Bekleidungsfreiheit auch für Männer" mit allerhand anderen Zielen (z.B. sexuell, fetischistisch etc. motivierter Ziele) auf den (bislang) einschlägigen Publikationswegen (also hauptsächlich Internet-Foren u. -Blogs) verzeichnen lässt. Das schreckt nämlich die Neugierigen ab und zieht allenfalls die Gaffer an ...
Viel geholfen wäre dabei schon, wenn sich jeder, der z.B. in einem Forum etwas schreibt, vorher auch überlegt, ob er das jetzt wirklich schriftlich für jedermann sichtbar um den ganzen Globus jagen will ... und als Hilfsüberlegung könnte dazu schon reichen, ob er das jetzt auch laut auf dem Marktplatz seiner Stadt ausrufen würde ... Falls nicht, sollte es im öffentlich zugänglichen Internet-Bereich vielleicht besser auch nicht geschrieben werden ...